Heute dürfen wir den ehemaligen Professor für Zaubertränke bei uns auf der Märchencouch begrüßen. Dieser ist kein geringerer als Edwin Nikoskelainen.
*erinnert sich sehr gut an den Unterricht und auch daran, wie respekteinflößend er den Professor empfand*
Willkommen in unserer Mitte!
*grummelt etwas Unverständliches*
Wie schön, dass Sie es einrichten konnten.
*nickt mit einem höflichen Lächeln*
Und nun dürfen Sie gerne loslegen!
Zunächst sollte ich vielleicht warnen. Das Märchen geht, wenn man es sehr nüchtern betrachtet, wirklich nicht schön aus und zeigt auf, wie wenig auf die Mitmenschen geschaut wird. Aber worum geht es nun. “Das Mädchen mit den Schwefelhölzern” ist genau das, was der Titel sagt. Ein kleines Mädchen versucht in der Silvesternacht eben diese Hölzchen zu verkaufen, um sich selbst und die Familie zu ernähren. Sie trägt lediglich Lumpen und muss barfuß durch den Schnee laufen. Niemand beachtet sie oder kauft ihr auch nur ein Schächtelchen ab.
Das ist ziemlich erschreckend, dass ein Mädchen, das ganz offensichtlich Hilfe braucht, nicht beachtet wird. Noch dazu barfuß und in Lumpen gekleidet. Mich würde es wenig wundern, wenn das Kind schwer krank werden würde. Dass ihr auch niemand eines der Schächtelchen abkauft, finde ich auch super traurig. Zumal es ja Silvester ist und die Leute da ja eh so etwas brauchen, um Kerzen und ähnliches zu entzünden.
Ich finde das auch ziemlich bitter. In den Einkaufsstraßen der Muggel habe ich schon öfters Menschen sitzen sehen, die offensichtlich ohne Unterkunft waren und denen vorbeilaufende Passanten keinerlei Beachtung schenkten. Es ist sicherlich kein schönes Gefühl, so behandelt zu werden, als würde man unfreiwillig einen Tarnumhang tragen.
Wohl wahr, jedoch gibt es auch in unserer magischen Welt eben solche Menschen, die auf der Straße versuchen Dinge zu verkaufen. Eben wie das kleine Mädchen ihre Bettelware, die sie aber nicht los wird. Das Mädchen verdient also nichts und traut sich nicht nach Hause. Also kauert sie sich zwischen zwei Häusern zusammen und friert bitterlich.
Ich frage mich, warum ihre Eltern nicht einfach selbst Geld verdienen. Immerhin ist sie doch noch ein Kind und holt sich mit der Aktion mindestens eine böse Blasenentzündung.
Nun, in armen Familien war es in der Regel immer so, dass alle auf die Straße gegangen sind. Hier sind die Familienumstände nicht weiter bekannt, aber man kann davon ausgehen, dass die Eltern ebenfalls arbeiten, aber eben für einen Hungerlohn, der für eine ganze Familie kaum ausreicht. Man ist also auf jede Einnahmequelle angewiesen. Es ist dem Mädchen demnach streng verboten auch nur ein einziges Schwefelhölzchen zu entzünden, da sie aber so unendlich friert übergeht sie dieses Verbot. Im Schein der kleinen Flamme wärmt sie sich ein wenig und glaubt vor einem Kachelofen zu sitzen und sich zu wärmen.
*versucht sich in die Lage der Kleinen hineinzuversetzen und scheitert*
Wir sind in der Tat sehr privilegiert aufgewachsen. Von unseren magischen Fähigkeiten einmal abgesehen. Doch dieses Mädchen scheint auch über ein herausragendes Talent zu verfügen - die Gabe einer immensen Vorstellungskraft! Wenn sie später einer kreativen Arbeit nachginge, würde sie damit bestimmt Erfolg haben und sich aus diesem Elend befreien können. Vorausgesetzt, sie hätte jemanden, der dies erkennt und gewillt ist, sie zu fördern. Was für eine schwierige Lage…
Da muss ich D Recht geben. Wir haben echt Glück, dass es uns so gut geht und wir alles zum Überleben haben. Noch dazu können wir uns so manch kleinen Luxus leisten, was das Mädchen sicher nicht kann. Zumindest versucht die Kleine das Beste aus der echt schweren Situation zu machen und lässt ihrer Kreativität freien Lauf.
Ob Vorstellungsgabe oder Halluzinationen sei mal dahingestellt. Sie streckt sogar die schon blau angelaufenen Füße aus. Das hält natürlich nicht lange, denn das Hölzchen ist schon sehr bald erlischt. Also zündet sie ein weiteres Hölzchen an der Hausmauer an und glaubt im Schein durch eben diese sehen zu können: Und zwar eine gefüllte Gans, die plötzlich vom Tisch hüpft und tanzt. Auch dieses Bild ist ganz schnell vorüber, sie zündet ein weiteres Hölzchen an und sieht durch die Mauer hindurch einen prächtig geschmückten Tannenbaum mit wunderschönen Lichtern, die gen Himmel steigen. Und dort oben sieht sie eine Sternschnuppe und erinnert sich an ihre verstorbene Großmutter, die ihr einmal erzählt hatte, dass eine Sternschnuppe für einen kürzlich verstorbenen Menschen steht.
Oha, dem Mädchen geht es wohl nicht mehr so gut, wenn sie überzeugt ist, durch die Wände zu sehen. Ob sie im Fieber fantasiert? Überhaupt stehen Kerzen, oder genauer gesagt deren Flamme, in Geschichten oder der Mythologie sowie in der Traumdeutung für das Lebenslicht. Geht dieses aus, ist auch das Leben ausgehaucht. Über Sternschnuppen hörte ich eine solche Verbindung noch nicht, doch aus diese verlöschen und liefern natürlich dadurch eine starke Symbolik.
Na wer weiß, vielleicht sind das besondere Schwefelhölzer oder die befindet sich schon im Delirium. Da soll man ja angeblich Dinge sehen, die nicht da sind. Die Bedeutung mit der Sternschnuppe finde ich sehr tröstlich. So erinnert man sich immer mal an jene die von uns gegangen sind.
Auch dieses Hölzchen erlischt natürlich, also zündet sie ein weiteres an und sieht plötzlich eben jene Großmutter und sie fleht sie an, sie mit in den Himmel zu nehmen. Sie zündet immer mehr Hölzchen an, da sie Angst hat, die Großmutter verschwindet, sobald die Flamme erlischt. Die Großmutter nimmt sie schließlich auf die Arme und schwebte mit ihr hinauf.
Am nächsten Tag findet man das erfrorene kleine Mädchen zwischen den Häusern mit einer fast leeren Schachtel Schwefelhölzern. Sie hat ein Lächeln auf den Lippen und Angst, Hunger und Kälte spürte sie nun nicht mehr.
*schluckt und räuspert sich nach einem Moment*
Das… ist tatsächlich ein Märchen, über dessen Happy End sich streiten lässt. Den Tod zu bejahen kommt mir einerseits dem Aufgeben gleich. Andererseits ist das Kind nun von seinen Leiden erlöst. Der Autor Andersen greift in seinen Märchen ja gerne christliche Thematiken auf, wie auch in diesem die Vorstellung von einem Himmel und dem Leben nach dem Tod, das sicherlich trostspendend ist.
*hat ziemlich doll Gänsehaut und schaut betrübt*
Das Ende ist schön und so traurig zu gleich. Sie wurde nochmal von ihrer geliebten Großmutter im Arm gehalten und gleichzeitig entschwindet sie aus der Welt. Zumindest schien das kleine Mädchen glücklich gewesen zu sein, von ihrer Großmutter mitgenommen worden zu sein. Dieses mal gibt es wohl kein “Ende gut, alles gut” und was mir noch mehr aufgefallen ist:
Wir haben dieses mal auch keine magische Zahl!
*grinst schief*
Zumindest hatte das Mädchen drei Halluzinationen, ehe ihr die Großmutter erschien.
Der Vorhang fällt - ‘Tschüss Märchenwelt!’